__INSTALLATION
Der Whitecube ist gefräßig
Vorschlag für ein Begriffsmoratorium
von Karin Harrasser und Alexander Martos
In einer strak über kollektive Diskurse gerahmten Kunstwelt werden Worte manchmal inflationär verwendet und schnell verschlissen. Ein Moratorium ist dann ein Mittel, um den Begriffen eine Pause zu gönnen, denn ein Moratroium kann einen politischen oder rechtlichen Streitfall zeitweise aussetzen, wenn jede Lösung weitere Eskalation bedeuten würde. Auch Schuldenzahlungen können durch ein Moratorium unterbrochen werden.
Installation aus Glaushauben, Bleilettern, Watte, einem Folder und einer Wahlurne.
__PERFORMANCE:
Stunden – Aufschieben – Sistieren
Kai van Eikels im Gespräch mit Karin Harrasser und Alexander Martos
2. Juni, 18 Uhr - im Ausstellungsraum
Die Besucher der Ausstellung haben die Möglichkeit, theoretische Begriffe und Worte aus dem Kunstbereich vorzuschlagen, die einem Moratorium unterworfen werden sollen. Kai van Eikel wird die vorgeschlagenen Begriffe dann bei der Finissage ziehen und virtuos darüber improvisieren.
__IM RAHMEN DER AUSSTELLUNG:
DIE IRREGULÄREN
Ökonomien des Abweichens
20.4.-2.6.2013
NGBK Neue Gesellschaft für Bildende Kunst, Berlin
Die Gruppenausstellung thematisiert Strategien des Virtuosen, des Dilettantischen und des NERDigen. Folgende Künstler_innen sind vertreten:
Arturo Hernández Alcázar, Anna Bromley, Bill Dietz, Marcelo Expósito, Harun Farocki, Michael Fesca, Karin Harrasser/Alexander Martos, Fabian Hesse, Klara Hobza, Folke Köbberling/Martin Kaltwasser, Wolfgang Müller, Prinz Gholam, Nasan Tur
In Büros und Firmen werden kaum noch Produkte, sondern meist immaterielle Güter und Dienstleistungen hergestellt. Die Produktionsmittel sind weder Maschinen noch Finanzkapital, sondern das Eigentum an Wissen, seine sprachliche Artikulierung und emotionale Adressierung. Leistung wird durch Kooperation und Kommunikation erbracht. Bildung und Öffentlichkeit werden gleichermaßen zum Schlüssel für den beruflichen, finanziellen und gesellschaftlichen Erfolg.
Joseph Beuys’ Gedanke „Jeder Mensch ist ein Künstler“ wird also heute für immer mehr arbeitende und produzierende Menschen zu einer zweischneidigen Wahrheit: Kreativität, Flexibilität und Öffentlichkeit sind zunehmend gefordert und viele Menschen unterliegen dem Druck, in ihrem Gebiet zu virtuosen Performern werden zu müssen. Freiheit kann Gebot und Abweichen zur Regel werden. Längst durchdringen künstlerische Ökonomien andere Lebensbereiche, entgrenzen Kunst und Arbeit und fordern Virtuosität ein. Was haben in dieser Ausgangslage virtuose, dilettantische und NERDige Arbeitsweisen und Strategien des Abweichens gemeinsam? Sie markieren das Drehmoment zwischen Kunst und Arbeit, entziehen sich Bewertungskriterien und bilden ein eigenes Expertentum aus.
Daran arbeiten: